Maria
Magdalena, die fŸnf Stationen ihres Lebens
1. Maria peccatrix
2. Maria poenitens
3. Maria amatrix
4. Maria fidelis (sub Cruce)
5. Apostola apostolorum
1. In der Sommerfrische
2. Im Hause Simons des PharisŠers
3. In der Gefolgschaft des Meisters
4. Unter dem Kreuze
5. Am Grabe des Herrn
1. In der Sommerfrische: Magdala, die kleine Stadt am westlichen Ufer des See Genezareth zwischen Tiberias und Kapharnaum: SeestŠdte, die nicht blo§ vom Fischfang und vom Verkehr (Karawanenstra§e) lebten, sondern auch von der Sommerfrische der Fremden, der Ršmer, der Besatzungstruppen. In dieser AtmosphŠre von mondŠner Sinnlichkeit und VergnŸgungssucht wŠchst Maria auf. Ihr wird eine Eigenschaft, die ohne Gottesfurcht sehr gefŠhrlich ist, zum Verderben: die Schšnheit, zu der sie erblŸht ist. Sie wird ein richtiges Weltkind: Sie wollte gefallen, hat gefallen, ist gefallen! Sie wird zur stadtbekannten SŸnderin! Der Sinn fŸr Zucht und Scham geht ihr verloren, sie verkauft ihre FrauenwŸrde, sie wird gro§ im SŸndigen! Sie genie§t das Leben. Ist aber dabei nicht glŸcklich.
Die Fleischeslust ist wie Salzwasser. Es stillt den Durst nicht, es macht ihn nur noch brennender und heftiger. Die unsterbliche Menschenseele ist eben etwas zu Gro§es, zu Kostbares, als dass sie von armseliger Sinneslust gesŠttigt werden kšnnte. Das lšscht den Durst der Seele nach dauerhaftem GlŸck nicht. Bei allem Genie§en bleibt Magdalena unglŸcklich, unzufrieden.
Diese innere Unzufriedenheit und Leere ist der Ansatzpunkt fŸr Gottes Barmherzigkeit!
Der hl. Augustinus vergleicht einmal die Barmherzigkeit Gottes mit einem Adler, der zuerst in weitem Kreise seine Beute umfliegt, bis er sich plštzlich auf sie stŸrzt. – So Šhnlich ist es bei Magdalena: †ber ihrem SŸnderleben schwebt Gottes Barmherzigkeit. Der gute Hirte ist schon auf dem Weg. Er sucht schon nach dem verloren gegangenen SchŠflein. Noch scheint die Stunde der Bekehrung fern und doch – adlergleich zieht hoch in den LŸften die gšttliche Barmherzigkeit schon ihre Kreise um die SŸnderin. Auf geheimnisvollen Wegen kamen die Strahlen der Gnade herab in das Herz der SŸnderin. Das Weltkind Magdalena, die stolze, ins Sinnliche und SŸndhafte der Leidenschaft ganz Verstrickte wird in ihrer inneren Leere und Hohlheit und Unzufriedenheit eines Tages jŠh aufgeschreckt: Hat mein Leben Ÿberhaupt einen Sinn? Kann es so weitergehen? Wo fŸhrt mein Lebensweg hin, stehe ich nicht vor einem jŠhen Abgrund, in den ich zu stŸrzen und darin zu verderben drohe? Sie wird nachdenklich. Ob es schnell ging oder langsam, das wissen wir nicht. – Jedenfalls, eines Tages hat die Arme den Weg zum Heiland gefunden.
Sie ist erfasst vom Schauder, vom unertrŠglichen Ekel, vom namenlosen Schmerz Ÿber ihr sŸndiges Leben und will mit diesem Leben um jeden Preis ein Ende machen – nicht in der verkehrten Wiese des Selbstmordes, sondern in der einzig richtigen Weise der Bekehrung!
2. Station im Leben Magdalenas: Im Hause des PharisŠers Simon in der Stadt Kapharnaum:
Der Herr ist bei diesem vornehmen PharisŠer zu Tisch geladen. Nicht aus Gastfreundschaft, sondern um den Herrn zu beobachten..., um dann umso mehr an ihm aussetzen und ausstellen und kritisieren zu kšnnen. Lieblos und kalt und formell ist der Empfang. Ohne das Ÿbliche Fu§bad, ohne den Ÿblichen Willkommensgru§, ohne das Ÿbliche Salbšl, wie es orientalische Hšflichkeit dem Gast gegenŸber gefordert hŠtte. Man ist nun bei Tisch! In gro§er Gesellschaft. Da kommt sie herein, die stadtbekannte SŸnderin. …ffentlich hat sie gesŸndigt, šffentlich will sie bŸ§en. Sie fragt nicht: Was werden die Leute von mir denken, was werden die Leute sagen? Sie kniet nieder zu FŸ§en des Herrn und sie beichtet. Nicht in Worten. Mit TrŠnen. Eine reuevolle, stumme Generalbeichte vor dem ewigen Hohenpriester Jesus Christus. Sie weint bittere ReuetrŠnen. Und ihre TrŠnen fallen auf die FŸ§e des Herrn und mit ihren Haaren trocknet sie die FŸ§e Jesu ab. Und salbt sie dann mit dem kostbaren Salbšl, das sie mitgebracht hat. Das alles ist nur das €u§erliche. Was aber ist innerlich in dieser Seele vor sich gegangen? In Ihrem Innern erwacht – von der Gnade angeregt – der Glaube an den Sohn Gottes, den Allwissenden, der ihr Herz kennt, der die SŸnden vergeben kann. Und es erwacht in ihrem Innern die Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit und eine gro§e Liebe und eine Liebesreue stŠrksten Grades. Der Heiland lŠsst sie gewŠhren. Spricht vorerst kein Wort. Und dann spricht er das Wort der Lossprechung. ãQui Mariam absolvisti...Ò hei§t es im Dies irae. Geh in Frieden! Dein Glaube hat dir geholfen! Die SŸnden alle sind getilgt. Tiefster Herzensfriede ist ihr geschenkt, weil sie viel geliebt hat, darum ist ihr viel verziehen worden!
Die Stimmung, die nun ihr Herz erfŸllte? Am schšnsten drŸckt dies das bekannte Lied aus ãIch will dich lieben, meine StŠrke!Ò
Strophe fŸr Strophe ist hier der SŸnderin Magdalena aus der Seele gesprochen.
ãIch will dich lieben meine StŠrke, o Jesus, meine Freud und Zier; ich will dich lieben mit dem Werke und immerwŠhrender Begier; ich will dich lieben, schšnstes Licht, bis mir das Aug im Tode bricht. Ach, dass ich dich so spŠt erkannte, du hochgelobte Schšnheit du! Nicht eher dich mein Eigen nannte, du hšchstes Gut, du wahre Ruh. In tiefster Seel bin ich betrŸbt, dass ich dich, Gott, so spŠt geliebt. Ich lief verirrt und war verblendet, ich suchte dich und fand dich nicht. Ich hatte mich von dir gewendet und liebte das geschaffne Licht. Nun aber istÔs durch dich geschehn, dass ich in dir mein Heil ersehn.
Ich danke dir, du wahre Sonne, dass mir dien Glanz das Licht gebracht. Ich danke dir, du Himmelswonne, dass du mich freu und froh gemacht. Ich danke dir aus Herzensgrund, dass du, o Herr, mich machst gesund!
3. Station: Magdalena in der Nachfolge Christi:
ãIch will dich lieben Herr im Werke... Sie ist nach ihrer Bekehrung nicht mehr zurŸckgefallen, sie ist treu geblieben. In bestŠndiger Liebe hing sie fortan an Jesus, dem sie alles verdankte, sie folgte ihm nach, sie diente ihm: Reue, Bu§e, Liebe! Und dazu die Treue! Und die Treue ist so gro§, dass wir in der
4. Station im Leben Magdalenas sie unter dem Kreuz des Herrn wiederfinden neben der Schmerzensmutter:
ãEs standen aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Kleophas, und Maria MagdalenaÒ (Jo 19,25)
Ohne Menschenfurcht und ohne Scheu steht sie unter dem Kreuze, eine der wenigen ganz Getreuen. Sie hielt zum lebenden Heiland, sie hŠlt nun auch zum leidenden Heiland, auch zum sterbenden Heiland! Sie hŠlt ihm die Treue! Sie wird nicht irre am Gekreuzigten. In ihrer Bu§gesinnung, in ihrer Liebe erahnt sie wohl, warum der gšttliche Meister das alles leidet: FŸr die SŸnden und fŸr die SŸnder! Und sie dankt dem Heiland von ganzem Herzen. Denn in diesen Stunden auf Golgotha steht noch einmal in tiefer Reue ihr SŸnderleben vor ihr. Nochmals rinnen ihre ReuetrŠnen zur Erde nieder und vereinigen sich mit dem sŸhnenden Erlšserblut Jesu Christi. Ist es nicht immer so, wenn dem Menschen Erlšsung und Friede zuteilwerden soll? Das Erlšserblut des Gottmenschen muss sich mit den ReuetrŠnen des sŸndigen Menschen vereinigen, Blut und TrŠnen, die haben wunderbare Kraft!
Durch Blut und TrŠnen ist Magdalena nun erlšst, entsŸhnt, rein gewaschen, geheiligt. So kann nun die letzte Station in ihrem Leben folgen, die einen gro§en heiligen Auftrag des Herrn an sie in sich schlie§t:
5. Station: Magdalena am Grabe des Herrn!
Sie hŠlt auch dem begrabenen Heiland die Treue! Beim BegrŠbnis war sie dabei. Weinend und trauernd mag sie noch lange stille Totenwache gehalten haben, stille Anbetungsstunden am hl. Grab. Und am Ostermorgen ist sie die erste, die wieder am Grab des Erlšsers steht. Zu ihrem Schmerz findet sie das Grab leer. Wer hat es erbrochen? Wer hat den Leichnam des geliebten Meisters gestohlen? Da stehen Engel vor ihr und fragen sie: ãWarum weinest du?Ò. Und Magdalena antwortet: ãWeil sie meinen Herrn fortgetragen habenÒ. Da sieht sie den GŠrtner. Der fragt sie ebenfalls: ãWarum weinest du?Ò Und Magdalena: ãWei§t du nicht, wo sie ihn hingelegt haben? Wenn du ihn fortgetragen hast, so sag es mir!Ò Magdalenas Augen sind fortwŠhrend gefŸllt mit TrŠnen. Da sieht man nicht so klar. Darum erkennt sie ihren Meister nicht, der vor ihr steht als der Auferstandene. Sie hŠlt ihn fŸr den GŠrtner des Gartens. Aber wie jetzt der Heiland ihren Namen nennt, wie er nur das eine Wort sagt: ãMariaÒ, da erkennt sie ihn sofort am Klang der Stimme und voll Jubel will sie die FŸ§e ihres Herrn kŸssen und sagt das eine Wort nur, das alles, Glaube , Liebe, Freude, Seligkeit in sich schlie§t: Rabboni, mein Meister!
Und nun bekommt sie den Osterauftrag: Geh und sage meinen JŸngern... Sie wird z u den Aposteln gesandt, Apostola apostolorum wird sie so, weil sie den Aposteln die šsterliche Frohbotschaft von der Auferstehung des Herrn Ÿberbringen darf.
Auch uns mšge sie die šsterliche Frohbotschaft von der verzeihenden Barmherzigkeit Gottes, von der Wunderkraft wahrer Reue und Bu§e und vom GlŸck und Segen treuer Heilandsliebe kŸnden: ãDi nobis Maria, quid vidisti in via?Ò O Magdalena, kŸnd uns an, was staunend deine Augen sahn!Ò
KŸnd uns, was es Gro§es ist, wenn man wirklich ernst macht mit der Bu§e und Bekehrung.
KŸnd uns, was es Gro§es ist, wenn man von der Gnade gerufen und gezogen, sich ganz dem Herrn weihen darf nach deinem Vorbild, Magdalena, die du gro§ warst im SŸndigen, noch grš§er aber in der Liebe!
KŸnd uns, Magdalena, was es Gro§es ist, wenn heute drei junge Menschen das hl. Ordenskleid der Bu§e empfangen und andere sich durch die hl. GelŸbde ganz dem Herrn schenken und weihen!
Alles ist verziehen, der Auferstandene kennt nur noch einen Wunsch fŸr alle wahren Magdalenenseelen: ãDer Friede sei mit euch!Ò